Poetisches

Geschichte der Honigbiene in aller Welt und der Imkerei

(Autor Wilfried Göbler)

Wer sucht nicht dauernd die Schöpfung der Welt

Samt ihrem Meister zu loben?

Doch, dass manch dunkler Fleck sie entstellt,

Ist jeglichem Zweifel enthoben.

Im Sonnenschein flog ein Bienlein aus,

Der Drang zur Arbeit zog es hinaus,

Wo in Gottes Garten der Blumenflor blüht,

Und dankbar singt es dem Schöpfer sein Lied,

Und unermüdlich schlepp es heim,

Aus duftendem Blüten den Honigleim.

Doch einmal setzt sich’s auf einen Ast,

Um ermattet zu halten kurze Rast;

Kaum merkt das ein Fink, ein frecher Gesell,

So hüpft er auch herbei schon schnell,

Und ehe das Bienlein noch einmal gezuckt,

War’s auch vom Fink schon hinuntergeschluckt.

Auf wallte da siedendheiß mein Blut,

Und Rache schwur ich der Finkenbrut.

Fink aber grinste: Was ficht’s Dich an,

Was ich soeben allhier getan?

Willst Du ein wenig nur um Dich seh’n,

Siehst täglich im Leben dasselbe gescheh’n.

Ich aber möchte bescheiden fragen:

Muss füllen das Bienlein des Finken Magen?

 

(Adolf Weiß)
Westerwälder Bauerndichter, 1860 – 1938)

 

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